Der Handstand ist ein Element mit hohem Suchtpotenzial. Wenn man einmal den Punkt erahnt hat, an dem man Kontrolle über sein Gleichgewicht hat, fällt es schwer, sich nicht immer wieder von den Füßen auf die Hände zu begeben. Worauf es dabei vor allem ankommt, was ihr für Vor-, und Zwischenübungen einbauen könnt und wie ein paar kleine Tricks eure Körperberherrschung verbessern, erkläre ich euch in diesem kurzen Text. Grundlegend für eine saubere Positionierung ist der Arm-Rumpf-Winkel, d.h. die Öffnung zwischen den Oberarmen und dem Oberkörper. Wer Probleme dabei hat, beide Arme gestreckt hinter den Ohren zu halten, sollte vor allem mit Mobilitätstraining für die Schultern anfangen. Ohnehin sind es stabile Schultern, die für den Handstand am wichtigsten sind. Wenn man sich auf den Bauch legt, die Fersen zusammendrückt und beide Arme schulterbreit vom Boden abhebt, kann man eine für den Handstand optimale Körperausrichtung auf dem Boden simulieren. Als Übung dafür dient die Isolierung einzelner Körperpartien, um ein besseres Gefühl und damit mehr Kontrolle für die Körperspannung und die Ansteuerung bestimmter Muskelgruppen zu erhalten. Ihr könnt zum Beispiel versuchen, die Hüftknochen vom Boden zu heben ohne dabei die Brustpartie abheben zu lassen und umgekehrt. Auch das Halten der Arme hinter den Ohren (Schulterbreit, Fersen zusammendrücken!) ist eine gute Vorübung. Um sich langsam an die Schulterstabilität heranzutasten, die vonnöten ist, ist es hilfreich, dem Punkt, an dem man diese erreicht, durch Sprünge von beiden Füßen in eine Handstandposition mit angehockten Beinen immer näher zu kommen. Dadurch vermeidet ihr Fehlhaltungen, die vor allem durch das Handstandtraining an der Wand zustande kommen können. Davon rate ich euch gerade am Anfang ab, da die Wand, ganz besonders wenn man sich mit dem Rücken an sie lehnt, eben dazu dient, sich anzulehnen- der Schwerpunkt ist in dieser Haltung ein anderer als beim Handstand ohne Wand, man tendiert zu einem Hohlkreuz und hält die Schultern oftmals viel weiter offen, als es das Element verlangt. Mit dem Bauch zur Wand stehen ist eine andere Sache- hier könnt ihr euch nicht „anlehnen“, sondern habt nur mit den Füßen den Kontakt zu einer Stütze. Bei dieser Übung lohnt es sich, immer wieder einen Fuß von der Wand zu lösen und mit dem Gleichgewicht etwas zu spielen.
Eine feste Schulterpartie ist also enorm wichtig. Erinnert euch an die simple Idee „Schultern genau über den Handgelenken, Hüfte genau über den Schultern, Füße genau über der Hüfte“. Da jeder Mensch eine andere Anatomie mitbringt, lässt sich nicht immer sagen, dass diese Orientierung zwingend ist. Allerdings funktioniert ein Handstand nur bei maximal gerader „Linie“, das heißt geschlossenen Hüft-, und Armrumpfwinkeln sowie einem Hohlkreuz muss entgegengewirkt werden. Das „Sich-aus-den-Schultern-herausdrücken“ halte ich für eine subjektive Sache. Manche mögen es, wenn sie maximal Druck aufbauen, andere fühlen sich sicherer, wenn sie in den Schultern mehr nachgeben und damit Energie sparen können. Um am Handstand weiterarbeiten zu können, ist ein Training für den Rumpf ein absolutes Muss. Wer motiviert ist für Schweizer Handstände, wilde Figuren und irgendwann den Einarmigen, kommt um ein Krafttraining für die Bauchmuskeln nicht herum.
Ganz viel Spaß und möglichst viel Zeit upside down wünscht euch
Meret
Falls ihr Interesse an einer Einzelstunde für den Handstand oder einer Analyse eurer Mobilität habt, schreibt uns gerne an!