Der Body-Mass-Index (BMI) wird einem unweigerlich über den Weg laufen, wenn man sich irgendwie mal Gedanken um das eigene Körpergewicht macht und z. B. abnehmen oder zunehmen möchte – ob im medizinischen Zusammenhang oder alleine, schon wenn man wissen möchte, was für ein Körpergewicht “normal“ wäre.
Auch Krankenkassen und Lebensversicherungen sind sehr daran interessiert, Patienten dazu zu animieren einen geringen BMI anzustreben, da statistisch gesehen solche Patienten ein geringeres Gesundheitsrisiko tragen. Die im Jahr 1832 vom Mathematiker Adolphe Quetelet entwickelte Formel bezieht die Körpermasse auf das Quadrat der Körpergröße (BMI= Körpergewicht [kg] / Körpergröße [m]²) und wurde 1972 in einem Artikel des Ernährungswissenschaftlers Ancel Keys erstmals als “BMI” bezeichnet. Keys empfahl damals schon, den BMI für den statistischen Vergleich von Populationen zu nutzen und nicht für die Einschätzung von Übergewichtigkeit bei Individuen. Durch den Einsatz bei amerikanischen Lebensversicherungen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit der 80er und 90er Jahre gewann der BMI immer mehr an Bedeutung. Als normalgewichtig wird man eingestuft, wenn der BMI ca. 18,5-25 beträgt.
Obwohl der BMI nun in weiten Teilen des Gesundheitssystems eingesetzt wird, ist zu kritisieren, dass dieser nicht optimal für die individuelle Beurteilung von Fettleibigkeit bzw. Übergewicht geeignet ist. Denn eine Person mit der gleichen Größe und prozentualen Verteilung von Körperfett und Muskelmasse, kann ein deutlich unterschiedliches Körpergewicht und damit BMI wie eine andere Person haben, da z. B. Knochendichte, Knochen- und Gelenk Durchmesser, Schulter und Hüftbreite sich deutlich unterscheiden können. Ebenso können zwei Personen bei gleicher Größe das gleiche Gewicht und den gleichen BMI haben, jedoch völlig unterschiedliche physische Erscheinungen vorweisen, wenn eine Person sehr fettleibig ist und die andere, z. B. ein Bodybuilder, nahe seiner Wettkampfform.
Für Leistungssportler ist die Einstufung der Gesundheit durch den BMI noch weniger relevant, wenn man bedenkt, dass die meisten Kraftsportler (Gewichtheber, Speer-, Hammer- und Diskuswerfer, Kugelstoßer, Bodybuilder…) laut BMI übergewichtig sind (durchschnittlich 26–29).
Für Sportler wurde daher der Fat-Free-Mass-Index (FFMI) entwickelt (welchen wir auch in unserer Gesundheitsanamnese nutzen), welcher den leistungsspezifischen und gesundheitlichen Zustand des Körpers genauer einstufen kann.
Dieser bezieht, im Gegensatz zum BMI, neben der Größe und dem Körpergewicht auch den Körperfettanteil mit ein. Voraussetzung für den FFMI ist zuallererst der FFM (Fat freie Muskelmasse), also die fettfreie Masse einer Person. Berechnet lass sich diese durch folgende Formel: Fettfreie Muskelmasse (FFM) = Körpergewicht x [(100 – Körperfettanteil) / 100]. Daraus lässt sich nun der FFMI berechnen: FFMI = [(Fettfreie Muskelmasse / (Körpergröße in m x Körpergröße in m)] + [6,3 x (1,8 – Körpergröße in m)]. Ein Ergebnis von 18 bis 20 gilt dabei als normal.
So kann herausgefunden werden, ob die Fitness einer Person allgemein als gut einzustufen ist. Eine Person, die also laut BMI ein “optimales” Gewicht hat, aber kaum Sport macht, kann laut FFMI einen schlechten Wert haben und somit als unfit eingestuft werden, da die Muskelmasse zu gering ist. Auf der anderen Seite kann eine Person die laut BMI übergewichtig und damit als ungesund eingestuft wird, laut FFMI im Optimalbereich liegen, wenn diese viel Sport macht und dementsprechend viel Muskelmasse besitzt.
Wer für eine bestimmte Vorgabe einer Versicherung oder einen bestimmten Job einen definierten BMI erreichen muss, wie z. B. manche Berufe im öffentlichen Dienst, welche einen bestimmten BMI voraussetzen, um die Verbeamtung zu ermöglichen, der soll das tun. Wer jedoch seinen/ihren tatsächlichen Gesundheitszustand oder seine/ihre sportlichen Erfolge messen möchte und z. B. abnehmen möchte, der/die sollte eher den FFMI nutzen.
Denn wer aus gesundheitlichen Gründen Fett abnehmen oder aus leistungsspezifischen Gründen Muskeln zunehmen möchte, kann dies alleine durch das Gewicht und den BMI nicht ordentlich messen.
BMI-Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO):
18,5 – 24,9: Normalgewicht
25 – 29,9: Übergewicht
30 – 34,9: Adipositas (Fettleibigkeit) Grad I
35 – 39,9: Adipositas Grad II
ab 40: Adipositas Grad III